Mein Lieblingsbuch 2015: Über Achtsamkeit („Mindfulness“) im Denken

Mindfulness - Das Prinzip Achtsamkeit

Obwohl das Buch „Mindfulness: Das Prinzip der Achtsamkeit“ bereits 1989 erschienen ist, hat es nicht an Strahlkraft und Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Das Thema ist inzwischen fest  in den Bereichen Management-Training sowie Mitarbeiter- und Selbstführung verankert.

Im ersten Teil der jetzt erschienenen, deutschsprachigen Jubiläumsausgabe beschäftigt sich Ellen Jane Langer, Professorin für Psychologie an der Harvard University, zunächst mit Gedankenlosigkeit („Mindlessness“). Gedankenlosigkeit bildet das Gegenstück zu Achtsamkeit („Mindfullness“). Diesem Aspekt widmet sie sich im zweiten Teil.

Hilfe beim achtsamen Denken

Darin zeigt Langer, worin das „Wesen“ von Achtsamkeit besteht und wie achtsam gedacht wird. Wesentlich dafür sind die folgenden (Gedanken-) Methoden: neue Kategorien schaffen, offen sein für neue Informationen, verschiedene Standpunkte einnehmen, den Kontext kontrollieren und dem Prozess Vorrang einräumen vor der Ergebnisorientierung. „Wenn wir achtsam neue Kategorien schaffen, berücksichtigen wir Situation und Kontext“, so Langer.

Was damit gemeint ist, zeigt sie an einem Beispiel: Wenn ein Personalchef in der Lage ist, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter sehr differenziert zu betrachten, kann er diese adäquater einsetzen. Die Botschaft lautet: Vorsicht beim gedankenlosen Einsatz von hergebrachten Kategorien, sie behindern situationsgerechtes Handeln. Wenn Menschen in allen Einzelheiten beschrieben würden, stoße man auf vorher nicht erkannte Qualitäten, so Langer. Im Übrigen nähmen mit differenziertem Denken die Vorurteile ab.

Kontrolle des Kontextes

Das Buch ist gespickt mit vielfach experimentell abgesicherten Beispielen für Effekte achtsamen Denkens und Handelns. Hier ein Beispiel für „Kontrolle des Kontextes“ und für die für Mindfulness grundlegende Überzeugung, dass Körper und Geist nicht getrennt voneinander existieren: Der körperliche Zustand älterer Menschen verbessert sich signifikant, wenn sie sich in einem Kontext bewegen, der ihrem vitalen Leben vor zwanzig Jahren entspricht.

Spielräume für Unsicherheiten schaffen

Achtsamkeit am Arbeitsplatz bedeutet für Langer beispielsweise, durch die Konzentration auf das, was ist (und nicht auf das, was sein soll), und durch Spielräume für Unsicherheiten besser mit Abweichungen vom Gewohnten umgehen zu können. Wer sich für das Thema Achtsamkeit interessiert, sei das Buch von Langer wärmstens empfohlen.

Ellen J. Langer: Mindfulness: Das Prinzip Achtsamkeit. Die Anti-Burn-out Strategie. Vahlen, 2015,