Zur Qualität von HR-Berichten: Oft technokratisch, selten Mut zur Offenheit, wenig aufschlussreich?
Wer glaubt, das Thema HR-Berichte sei tröge, der wird mit Heft 12 / 2015 der Zeitschrift „Personalführung“ eines besseren belehrt. Die Ausgabe befasst sich in seinem Schwerpunkt mit diesem Thema und zeigt, wie facettenreich das HR-Reporting ist.
Aufgefallen ist mir, dass das Thema trotz der allerorten geführten Debatten über Arbeitgeberattraktivität und Employer Branding nur randständig behandelt wird. Diesen Schluss legt jedenfalls die teilweise schwierige Suche nach Fachoutoren im Vorfeld des Themenschwerpunkts nahe. Umso erstaunter war ich über die Qualität der mir eingereichten Beiträge – und über die fundamental unterschiedlichen Einschätzungen über Stand und Qualität des HR-Reportings.
Professionelle HR-Kommunikation vs. unangemessenes HR-Reporting
Während die Journalistin Barbara Sommerhoff in ihrem Beitrag eine Professionalisierung in der HR-Kommunikation ausmacht, geht ihr Gesprächspartner im Interviewteil des Gesamtwerks mit dem HR-Reporting sehr hart ins Gericht. Professor Dr. Christian Scholz, der einen Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und insbesondere Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes inne hat, kritisiert im Interview: kaum ein deutsches Unternehmen berichte über sein Humankapital in angemessener Weise.
Sehr kritisch schätzt auch Kaevan Gazdar, Reporting-Spezialist und Mitglied der Jury des Econ Award Unternehmenskommunikation, das aktuelle HR-Reporting-Geschehen ein. Oft technokratisch, selten Mut zur Offenheit, wenig aufschlussreich, lautet die Quintessenz von Kaevan Gazdar, der kenntnisreich über das HR-Reporting bekannter Unternehmen informiert. Konkretheit sei der „Lackmustest für aussagekräftiges Reporting“, so Kaevan Gazdar. An der mangele es leider vielfach beim HR-Reporting.
Trend zu digitalen und integrierten HR-Berichten
Dr. Judith Beile, Partnerin und Senior Consultant bei der auf Beschäftigungssicherung, Mitbestimmung und Mitarbeiterbeteiligung spezialisierten Beratung Wilke, Maack und Partner, verschafft den Lesern einen Überblick. Judith Beile eröffnet mit ihrem Beitrag „Trends in der HR-Berichterstattung“ den Schwerpunkt.
Die Berichterstattung über Personalthemen gewinnt im Zuge des Wettbewerbs um die besten Köpfe an Bedeutung. Gleichzeitig schwinde der Stellenwert des einst klassischen Personalberichts in Printform. Der Trend geht hin zu digitaler Berichterstattung und der Integration von Personalthemen in Nachhaltigkeits-, Corporate Social Responsibility- und Geschäftsberichte, so der Tenor von Judith Beile.
Auch deren Beitrag kommt nicht ohne Kritik aus. Judith Beile bemängelt, dass sich die Inhalte der HR-Berichte stark ähneln und die Nachverfolgung insbesondere der digitalen Berichterstattung und darin angesprochener HR-Ziele und Maßnahmen im Zeitverlauf schwierig geworden sei. Außerdem finde sich so mancher Mitarbeiter ob des Hochglanzes der Berichterstattung nicht immer darin wider.
Deutsche Post DHL Group: Sinnstiftung als Aufgabe der Unternehmenskommunikation
Wer mit großem Aufwand eine künstliche Hochglanzwelt in Szene setze, der riskiere, dass diese Anstrengungen verpufften, da die Arbeitswirklichkeit dahinter nur verblassen könne. Diese Auffassung vertritt Professor Dr. Christof Ehrhart, Executive Vice President und Leiter des Zentralbereichs Konzernkommunikation und Unternehmensverantwortung bei Deutsche Post DHL Group, in seinem Beitrag.
Unternehmenskommunikation und insbesondere die Personal-, HR- und Nachhaltigkeitskommunikation müsse ihre Dialog- und Empathiefähigkeit stärken. Nur so könne sie konsequent auf Bedürfnisse innerhalb und außerhalb des Unternehmens ausgerichtet werden, ist der Kommunikationschef von Deutsche Post DHL Group überzeugt. Daher gewinne „Sinnstiftung“ als Aufgabe der Kommunikation an Bedeutung. Damit erhielten Themen neues Gewicht, die nicht traditionell im Zentrum der bisherigen Kommunikationsarbeit stünden.
Deutsche Telekom AG: Form und Inhalt der HR-Berichterstattung ist auch eine Frage des Einflusses
Wie sich die HR-Berichterstattung im Laufe der Zeit gewandelt hat, zeigt Inaluk Schäfer, zuständig für die CR-Berichte der Deutschen Telekom AG, am Beispiel ihres Unternehmens. Wichtige Faktoren, die auf das Reporting einwirken, sind danach Ansprüche von Interessengruppen, Userfreundlichkeit und allgemeingültige Standards, wie etwa der der Global Reporting Initiative (GRI). Aber auch organisatorische Zuständigkeiten und nicht zuletzt einflussreiche Personalmanger würden mit darüber entscheiden, über was, wo und wie HR berichtet.
Im Raum steht hier die Frage, ob auch der ehemalige wirkungsmächtige Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger der Abschaffung des einst eigenständigen Personalberichts zugestimmt hätte. Dieser ist zuletzt in den Online-CR-Bericht integriert worden, der durch das Online-Format „CR-Wissen“ zusätzlich mit Personalthemen ergänzt wird. 2015 hat die Telekom für ihren CR-Bericht, der zunehmend auf „Storytelling“ umstellt, den Platin-Preis der Econ Awards Unternehmenskommunikation gewonnen (http://www.econ-awards.de/).
Die ausführlichen Fachbeiträge und das Interview mit Professor Dr. Christian Scholz sind als Schwerpunktthema in Heft 12 / 2015 der Zeitschrift „Personalführung“ der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) erschienen.