Für Sie gelesen: „Das demokratische Unternehmen“ (Managementbuch 2015)

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Was ist, wenn die nächste Krise kommt? Das habe ich mich gefragt, nachdem ich „Das demokratische Unternehmen“ gelesen hatte. Das Buch beschäftigt sich mit den neuen Möglichkeiten der Partizipation und Mitbestimmung im Zuge der Digitalisierung.

„Das demokratische Unternehmen“, herausgegeben von Thomas Sattelberger, Professorin Isabell Welpe und Dr. Andreas Boes, ist zum Managementbuch des Jahres 2015 gekürt worden. Auch mein Fazit lautet: Es ist dringend empfohlen, dieses Buch zu lesen. Denn es greift in die aktuelle Diskussion über Partizipation und Mitbestimmung treffsicher ein und zeigt bis hin zu Modellen der finanziellen Beteiligung die ganze Bandbreite der Thematik auf, die mit einem Mehr an Freiraum für die Mitarbeiter verbunden sind.

Neuer sozialer Handlungsraum

Ob und wie die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen eröffnen, in der Praxis genutzt werden, wird maßgeblich davon abhängen, wie das Management und nicht zuletzt die Beschäftigten selbst den „neuen sozialen Handlungsraum“ (Boes) ausfüllen. Dies ist ein zentraler Schluss, den das Buch und vor allem ein Rückblick auf eine noch nicht allzu lang zurückliegende Phase deutscher Industrie- und New Economy-Geschichte nahelegen.

Was die Geschichte lehrt

Auf diese Phase geht der Jenaer Arbeitssoziologe Professor Dr. Klaus Dörre ein. Das Verdienst von Dörre besteht darin, die Debatte um Demokratisierung, Partizipation und mehr Teilhabe ermöglichende Arbeitskonzepte historisch und politisch einzuordnen. Der Soziologe weist darauf hin, dass bereits Anfang der 1990er Jahre im Zuge des Aufstiegs von IT- und Internetfirmen und vor dem Hintergrund neuer Produktionskonzepte in der Industrie über ein Mehr an Partizipation diskutiert und diese praktiziert wurde.

Und Dörre erklärt zugleich, warum viele dieser Ansätze gescheitert sind!

Chance nicht verspielen

„Diese Chance wurde weitgehend verspielt“, schreibt Dörre. In der Folge sei Partizipation von vielen Unternehmen nur noch dann gewährt worden, wenn diese sich für die Eigentümer und das zunehmend unter dem Zwang von Profitabilität stehende Management gerechnet habe. In der Industrie hätten sich „unter dem Druck von Rationalisierung und Standortkonkurrenz“ später wieder neo-tayloristische Konzepte der Arbeitsorganisation durchgesetzt. Die „Idee des demokratischen Unternehmens“ bedürfe der Unterstützung aus der Politik, von Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden, um robust zu sein. Vor allem aber seitens der Beschäftigten selbst – und des Managements.

Thomas Sattelberger, Isabell Welpe, Andreas Boes (Hg.): Das demokratische Unternehmen. Neue Arbeits- und Führungskulturen im Zeitalter digitaler Wirtschaft, HAUFE, 2015,

Die ausführliche Rezension ist in Heft 12 / 2015 der Zeitschrift „Personalführung“ erschienen. Leider nicht unter meinem Kürzel (rsp), sondern versehentlich unter dem meiner lieben Kollegin Dagmar Hess (dhs).